ANICIA KOHLER
Unser zweiter Kunstzmittag! Wieder haben wir alle bis am Abend vor unserem Treffen eine neue Arbeit hochgeladen, die wir uns alle angeschaut haben, und die wir heute besprechen wollen. Da wir alle so viel voneinander lernen können und möchten und wir zu fünft sind, müssen wir uns zeitlich etwas einschränken. Ich übernehme heute die Moderation und achte darauf, dass wir bei jeder Vignette nur etwa 10 - 15 Minuten verweilen… eine schwierige Aufgabe. Denn es gäbe es so viel zu bereden!
Auch heute wieder bin ich total beeindruckt von der Vielfalt der Vignetten, die in den letzten zwei Wochen entstanden sind.
Isabel
Wir beginnen mit Isabel. Sie hat mit Fineliner Birken gezeichnet. Wir fragen sie, warum sie Birken ausgewählt hat – was bedeuten ihr die Bäume?
Isabel: “Birken sind einfach ästhetisch schön. Sie sind überall zu finden. Und dank ihrer hellen Farbe leuchten sie irgendwie.”
Sie wirken tatsächlich ziemlich mystisch, auch auf Isabels Bild. Zum Schluss der Fragerunde sagt Isabel etwas, was mich sehr beeindruckt:
“Jeder trägt Dinge in sich, die einmalig sind. Es ist schön, sie zu entfalten – und schade, wenn man es nicht machen kann! Für mich ist das Kunstmachen wie ein Puzzleteil meines Wesens.”
Sarah
Sarah hat ihre zweite Vignette, ähnlich wie die erste, in einem Gefühlsrausch erstellt. Sie hat mit Händen begonnen, die sie analog mit Wachskreiden gemalt hat, und sie dann digital verfremdet. “Daraus entstand eine Landschaft, fast wie Korallen”, sagt sie. Auf die Frage, was sie lieber mag, das digitale oder das analoge Arbeiten, antwortet sie mit: beides.
“Der Mix ist spannend”, meint sie. “Ich mag dreckige Hände. Auf der anderen Seite ist das digitale schnellebiger, und entwickelt sich zu einer Art Performance.”
Wir fragen sie auch, wie sie entscheidet, was sie behalten oder verwerfen möchte.
“Es muss etwas mitschwingen”, sagt sie. “Das ist mein wichtigstes Kriterium. Es muss irgendeine Irritation da sein. Das muss nicht schön sein – es kann auch hässlich sein!”
Joana und Sunita
“Wir stehen noch ganz am Anfang”, sagt Sunita. Sie befindet sich gemeinsam mit Joana in einem Forschungsprozess. Sie entwickeln ein Repertoire an Bewegungen, die funktionieren. “Via Improvisation entwickeln wir Material für die Komposition”, erklärt Sunita. “Das ist wichtig – sonst ist es für die Tänzer interessanter als für die Zuschauerinnen. Es soll nicht rein dekorativ sein. Die Bewegungen sollen berühren.”
Das finde ich natürlich sehr interessant, und sehe in Sachen Improvisation und Komposition, und wie die Begriffe definiert werden, Parallelen und auch Gegensätze zu meiner Arbeit.
Wir fragen die beiden ein bisschen darüber aus, wie sie vorgehen, wie sie sich gute Bedingungen schaffen können, und wie sie zusammenarbeiten.
stripes from Sunita Asnani on Vimeo.
Anicia
Ich habe diese Woche ein Interview mit einer Saxophonistin veröffentlicht, zusammen mit einem Stück, das wir coronakonform aus der Distanz aufgenommen haben. Das Stück stammt von 2013, ich habe es aber immer wieder gespielt, immer in anderen Formationen.
Die anderen möchten von mir unter anderem wissen, wie es kommt, dass ich aktuell viel mit Frauen zusammenarbeite. Ob ich Nicole, die Saxophonistin, deshalb ausgewählt habe, weil sie eine Frau ist. Da sage ich entschieden nein – ich finde sie einfach toll. Aber andererseits achte ich schon darauf, dass ich mit Frauen zu tun habe, weil diese, anders als wohl im Tanz oder in der Bildenden Kunst, (noch) viel seltener sind.
Schlussrunde
Zum Schluss tauschen wir uns noch über unser Format des Kunstzmittags aus. Sunita sagt, die Deadline sei toll – man müsse und wolle etwas bereithalten. Sie bringe einen zum Arbeiten.
Den Einblick in den kreativen Prozess der anderen finden wir alle eindrücklich.
Und Isabel sagt: “Eigentlich ist es schön, dass wir uns ohne Masken sehen können – obwohl wir nicht im gleichen Raum sind! So sehen wir unsere Mimik.”